E-Food Experte Dr. Matthias Schu im Interview der Lebensmittel Zeitung zum Austritt von Foodpanda und der Konsolidierung des Quick Commerce Marktes im DACH-Raum
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WIRBEL IM QUICK COMMERCE: DIE KONSOLIDIERUNG EINES MILLIARDENMARKTES BEGINNT

Der überraschende Rückzug des zu Delivery Hero gehörenden Quick Commerce Anbieters Foodpanda nach nur einem halben Jahr hat sie vollends eingeläutet: Die Konsolidierung des deutschen Quick Commerce Marktes. Ein Markt mit Potential, der bis 2030 durchaus 3.4 Mrd. Euro erlösen könnte. Wenn gewisse Voraussetzungen und ein Umdenken in den derzeitigen Geschäftsmodellen von Gorillas, Flink & Co. stattfindet. Die Nase derzeit vorn in Punkto Effizienz und Kosten haben quasi Instacart-ähnliche Modelle wie die von Bringman oder Bringoo.

DIE VORTEILE BEIDER WELTEN FÜR DIE KUNDEN VERBINDEN

Der Schweizer E-Food-Experte und Buchautor Matthias Schu meint, dass Anbieter wie Instacart und Bringoo die Vorteile beider Welten – online und offline – verbinden: „Sie digitalisieren den stationären Handel.“ Nachteile sieht er darin, dass der Händler den Kundenkontakt sowie einen Teil seiner Marge verliere und kaum Lerneffekte erziele. „Wenn man den Online-Lebensmittelhandel richtig angehen will, muss man ihn selber betreiben“, sagt er.

Schu hat in seinem neuen „Quick Commerce Report“ die Kosten verschiedener Express-Modelle auf Basis bestimmter Annahmen durchgerechnet. Das Ergebnis in Kurzfassung: Anbieter mit eigenen Mikro-Hubs und kleinen Sortimenten fahren je Lieferung bei einem Nettowarenkorbwert von 20 Euro einen operativen Verlust von 7,25 Euro ein. Für Dienstleister wie Bringoo, die aus Supermärkten liefern, hält Schu dagegen einen Gewinn (Ebit) von 3,93 Euro je Lieferung für möglich. Das liege an niedrigeren Marketingkosten, weil die Händler selbst Werbung für den Service machen. Außerdem sei bei diesen Unternehmen der Warenkorb mit durchschnittlich 40 Euro doppelt so groß. „Sie liefern das volle Sortiment der jeweiligen Läden und zielen auch auf den Wocheneinkauf, statt nur auf spontane Zusatzbedürfnisse ab.“ Die Höhe des Einkaufsbetrags hält Schu für eine wesentliche Stellschraube, um die Profitabilität zu verbessern.

Er geht wie die meisten Experten davon aus, dass es in dem wettbewerbsintensiven Express-Markt zu einer Konsolidierung kommen wird. Mit Ausnahme der Millionenmetropolen sei in Deutschland „wohl nur Platz für zwei Spieler pro Stadt“. Dann könnten nach seiner Berechnung auch die Anbieter, die in eigenen Depots statt in Läden kommissionieren, einen operativen Gewinn erzielen: weil sie nur noch 5 statt 15 Prozent vom Netto-Warenumsatz für Werbung ausgeben müssten und aufgrund des geringeren Wettbewerbs höhere Einkaufsbons erzielen könnten.

Das Marktpotenzial für Quick Commerce in Deutschland schätzt Branchenexperte Schu bis 2030 auf rund 3,4 Milliarden Euro, „wenn man die 40 größten Städte adressiert“. Es zeichne sich ab, dass nach dem Wirbel, den Gorillas und Flink 2021 mit ihrer Zustellung innerhalb weniger Minuten erzeugt hätten, etwas Ruhe bei den Lieferzeiten einkehre. Die meisten Kunden benötigten zumindest größere Einkäufe nicht in diesem Tempo.

Zudem werden auch die heutigen schnellen Zusteller im Dach-Raum wie Gorillas, Flink oder auch das Schweizer Startup Stash spätestens mittelfristig Ihre Value Proposition stärker an den Unit Economics und Prozesskosten ausrichten müssen, um effizienter zu geschäften und näher an die Profit-Zone zu kommen.

Quelle: Lebensmittel Zeitung 2022, Nr. 2, 14.01.2022.

ÜBER DEN AUTOR

Prof. Dr. Matthias Schu ist der führende E-Food-Experte im DACH-Raum und Autor von «Das E-Food Buch». Nach über einem Jahrzehnt in leitenden Positionen in Beratung, Business Development und Projektmanagement im In- und Ausland, lehrt er seit September 2020 als Dozent für E-Commerce und Handel an der Hochschule Luzern. Zudem berät und unterstützt er mit seiner Boutiqueberatung «Dr. Matthias Schu | retail I ecommerce | internationalization strategy», Händler und Industrie bei Projekten, Prozessen und Strategie.

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